[Rezension] Rabenjagd 1: Dunkles Flüstern
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Der achtzehnjährige Clay ist ein Außenseiter und bekommt das in der Schule täglich zu spüren. Halt findet er bei seinen beiden einzigen Freunden, die ihn jedoch nur begrenzt vor den Attacken seiner Mitschüler schützen können. Seine Faszination für Horrorfilme zieht ihn immer wieder zu den alten Ruinen im Wald. Als er und seine Clique dort auf eine ominöse Kiste in einem Kellergewölbe stoßen, kann Clay nicht anders, als sie zu öffnen – und bricht damit einen uralten Bann.
Zweihundert Jahre war der Vampir Krátos in einem Sarg gefangen. Traumatisiert und verzweifelt folgt er der bösen Stimme in seinem Kopf, die ihn antreibt, Rache zu nehmen an jenen, die ihn gequält haben. Die ihm alles nahmen, was er liebte. Und die er in den Jugendlichen wiederzuerkennen glaubt.
Rabenjagd ist definitiv überraschend.
Der Anfang hat mich nicht ganz gefesselt und war irgendwie ganz anders als erwartet. Vor allem hatte ich irgendwie Schwierigkeiten mit dem Schreibstil warm zu werden. Ich könnte aber auch nicht sagen, woran genau das nun lag, denn eigentlich liest es sich trotzdem recht zügig und ich habe mich dann auch recht schnell dran gewöhnen können.
Die Sichtweise wechselt hier zwischen mehreren Figuren hin und her, man kann dem Geschehen aber immer gut folgen. Die Kapitel haben bei alldem insgesamt auch eine gute Länge um da nicht immer viel lieber von einer weniger geliebten Figur zur nächsten wechseln zu wollen. Ich habe das Gefühl, dass sich die Perspektiven so auch sehr gut ergänzen, sich die Klinke in die Handgeben, anstatt zur selben Zeit an anderen Orten zu sein. Das gefällt mir vom Aufbau so dann doch insgesamt besser als ich gedacht habe, weil man nicht einfach festhängt und dann daraufhin fiebert zu einem bestimmten Charakter zurückzukehren, nur weil da ein fieses Kapitelende war. Das hat dieses Buch hier überhaupt nicht nötig. Zwar gibt es auch hier mal ein gemeines Ende, aber die Story geht gefühlt dennoch besser vorwärts und eben ohne diese Enttäuschung, jetzt erst was anderes lesen zu müssen.
Vom Geschehen wurde ich auf jeden Fall oft genug überrascht, selbst recht am Anfang gab es da eine Szene, mit der ich so gar nicht gerechnet hätte, was mich wiederum total begeistert. Alles ist möglich! Zusätzlich werden in Rabenjagd aber auch ganz normale ernstere und gängige Themen bearbeitet. So geht es um Mobbing, aber auch um die eigene sexuelle Orientierung und Selbstfindung, es wird über Verlust und Trauer geschrieben und trotzdem überlagert das nicht die eigentliche Story, wird aber auch gut genug beschrieben, passend zu den Charakteren. Es gibt diesen tiefe und macht sie menschlicher. Die Realität wird mit dem Übernatürlichen verbunden und das auf eine natürliche Weise. Vor allem liest sich das Buch nach einer Gewöhnung (jedenfalls für mich) super gut, sodass man es locker mal in eins durchlesen kann, ohne dass es besonders anstrengt. Es kann gut unterhalten, hat spannende Stellen und zeigt wie gesagt auch andere Dinge auf. Es fallen zwar durchaus Worte die nicht in Ordnung sind, aber selbst das wird aufgegriffen. Denn nur weil einer der Charaktere es sagt, muss es nicht gut sein, oder die Meinung des Schreibenden widerspiegeln. Hier wird das ganze zum Glück durch die Ansicht eines anderen Charakters abgefedert, der zumindest für sich verdeutlicht, diese Bezeichnung zu hassen. So wird es nicht als allgemein Sprachgebräuchlich und okay dargestellt, was ja leider viel zu oft passiert. Besser hätte ich gefunden, wenn Stan hierbei den Mund aufgemacht und Leander gesagt hätte wie beleidigend das eigentlich ist, dass es nicht okay ist. Auch wenn dieser es nicht auf Stan bezieht. So im gesamten. Weil es im Grunde auch ihn irgendwo betrifft. Man muss auch einfach sagen, dass es gut in das Geschehen passt, gerade in Bezug auf Mobbing und Diskriminierungserfahrungen, die so in der Realität vorkommen. Auch wenn ich manche Ausdrücke gern gar nicht in Büchern finden würde, macht es eben (hoffe ich zumindest) darauf aufmerksam wie sehr Sprache eben auch missbraucht wird und was das auslöst.
Insgesamt ist das Buch gut, nur brauchte ich einfach einen Moment der Gewöhnung, bis ich mich ganz fallen lassen konnte. Ich bin trotzdem gespannt auf die Fortsetzung. Es ist auf jeden Fall eine etwas andere Vampir-Geschichte mit verschiedenen Charakteren, die alle ihre Stärken und Schwächen aufzeigen. Sie gleichen sich nicht, ergänzen sich aber gut. Ich muss aber auch sagen, dass mir Kratos als Charakter tatsächlich gut gefällt. Man lernt ihn am Anfang in der Vergangenheit kennen, so hat man nochmal einen ganz anderen Blick auf ihn, als er dann in der Gegenwart erstmals auftaucht. Ich für meinen Teil konnte mich dadurch viel stärker auch in ihn einfühlen. John mag ich zum Beispiel gerade durch diesen ersten Blick so gar nicht - hätte man diese Einsicht zu Anfang nicht gehabt, denke ich, wäre das vielleicht ganz anders. Auch wenn ich das so natürlich nicht sagen kann. Ich finde diesen Aufbau also wirklich gelungen, wie auch das Buch für sich genommen.
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