[Rezension] Weg vom Schuss


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Weitab vom Schuss erlebt die CIA-Agentin Fortune Redding ihre bisher schwierigste Mission:

Weil ein Waffenhändler ein Kopfgeld auf sie ausgesetzt hat, muss sie kurzfristig in dem Provinzkaff Sinful in Louisiana untertauchen. Ihr Chef will sie ausgerechnet als ehemalige Schönheitskönigin und Bibliothekarin tarnen, obwohl sie weder mit Schminke noch mit Büchern etwas am Hut hat. Womit Fortune nicht rechnet: dass eine Leiche auftaucht, noch ehe sie ihren Koffer ausgepackt hat. Und dann fängt auch noch der viel zu attraktive Deputy Sheriff der Stadt an, unbequeme Fragen zu stellen. Um ihre Tarnung zu retten, muss Fortune den Mord aufklären, bevor es zu spät ist. Unerwartete Hilfe bekommt sie von zwei harmlos aussehenden alten Damen, die es jedoch faustdick hinter den Ohren haben. Aber kann sie den beiden auch trauen?

Witzig, anders und sehr turbulent!
An sich war das Buch wirklich gut und hat mir echt gefallen. Ich hab schon zu Beginn unheimlich lachen müssen. Es ist sehr humorvoll, aber nicht zu übertrieben und macht beim Lesen einfach Spaß. Weg vom Schuss ist ein Buch, dass unheimlich gut für zwischendurch geeignet ist. Sehr erfrischend und dabei auch noch mit einer angenehme Länge. Es liest sich einfach und entspannt, ist dabei aber nicht langweilig. Von der Story her ist es also wirklich nicht schlecht, wenn auch teils ziemlich schräg. Aber auch hier auf eine witzige und nette Art schräg. 

Was mich aber wirklich richtig stört, ist das Bild, das hier über Autismus gezeichnet wird, obwohl das nicht mal das Thema des Buches ist. Bei einer einzigen Erwähnung, auf nur einer einzigen Seite. Und das so gründlich, dass es mich nachhaltig richtig nervt. Hier wird der Autismus eines Menschen - der übrigens niemals auftaucht - quasi als Ausrede genutzt, dass jemand anderes etwas in seinem Leben nicht geändert hat. Um diesen damit auch noch irgendwie zu glorifizieren. Denn dadurch, dass man für diesen Menschen alles erduldet ist man nicht böse, sondern ein Held. Und wenn das nicht schon genug ist, wird Autismus direkt als Krankheit bezeichnet, und nebenbei ein Urteil über die Intelligenz gefällt, als hätte man als Autist automatisch eine geistige Behinderung, dabei ist die Bandbreite diesbezüglich genauso groß, wie bei allen Menschen. (Zitat: "in meiner Jugend hätte man ihn als langsam bezeichnet, heute weiß man, dass diese Erkrankung..."). Ich wäre bei der Aussage "langsam" tatsächlich nicht mal auf Autismus gekommen - demnach hat es mich so richtig schön kalt erwischt. Im Grunde ist die Aussage ohnehin nicht so klasse, aber aus dem Mund eine alten Frau durchaus logisch, das kann ich noch nachvollziehen, weil es einfach zu dem Alter der Person passt. Aber das war nicht alles, denn dann hieß es auch noch, dass das "Dasein" des Autisten vor Therapie und Wohnheim jämmerlich gewesen wäre und erst dadurch so viel besser sei. An sich kann natürlich alles und nichts zutreffen, klar. Und natürlich kann es auch genau so sein, keine Frage. Hier wurde sich der Mensch eben so gedacht und das mag ja in Ordnung sein, sich eine Figur so auszudenken und diese vielleicht auch näher zu beleuchten, weitere Merkmale zu zeigen. Nur wird das eben nicht gemacht, jedenfalls nicht in diesem Buch. Er wird in einem Satz mit sämtlichen Vorurteilen erwähnt und ist total unrelevant. Das Problem ist hier einfach, dass es so ziemlich alle Vorurteile befeuert. Sicher, es wird nicht unbedingt so gemeint gewesen sein, wie es bei mir als Autist ankommt, aber das Bild eines Autisten wird in den Medien ohnehin sehr einseitig dargestellt und liefert somit anhaltend immer wieder Vorurteile und Klischees. So wirkt es völlig unreflektiert und unrecherchiert. 

Vor allem aber ist es auch wieder einfach diese Sache, dass es überhaupt ein behindertes Familienmitglied braucht um alles zu rechtfertigen und eine Figur als geradezu heilig darzustellen. Nur weil sie sich ja um den behinderten Menschen sorgt. Frei nach dem Motto, da muss man ja toll sein, wenn man dafür alles Schlechte erträgt. (Absolut nicht cool.) Die Story wäre locker auch ohne ausgekommen und das Verhalten der Figur auch ohne sehr einfach erklärbar. Das ist, was ich nicht okay finde. Und selbst wenn man eine Behinderung zwingend nehmen will, hätte es hier tausend Möglichkeiten gegeben und die Umsetzung hätte besser ausfallen können.

So. Ich habe mich jetzt sehr stark an diesen kleinen Absatz festgebissen - aber er ist einfach etwas problematisch und das hätte man umgehen können, weil es das nicht gebraucht hätte. Nett, dass man Behinderung erwähnt, das finde ich sehr wichtig, nur ist es hier schlecht verarbeitet und so ziemlich unnötig gewesen. 

Aber ansonsten ist es wie gesagt ein spaßiges Buch, das man ganz sicher auch nicht immer zu ernst nehmen sollte. Es besitzt viel Humor, es sind auch mal absurde Vorgänge da, aber gleichzeitig hat es auch den Hauch von Agentenstory, den ich mir bei dem Klappentext schon vorgestellt hatte. Im Grunde sollte sich jeder Mensch ein eigenes Bild von dem Buch machen. Vor allem weil dieser eine Abschnitt tatsächlich nicht so richtig eine Rolle spielt. Das Buch ist gut und ich denke schon, dass ich auch den nächsten Band lesen werde, weil ich wie gesagt meinen Spaß an der Story hatte. Ich setze einfach darauf, dass es eine einmalige Sache war und bin gespannt, was da noch so kommen mag.

Als kleine Anmerkung hier noch, dass der Verlag solche Kritik wirklich ernst nimmt und da auch handelt. Die sind da wirklich immer sehr lieb. 

Autor*in: Jana DeLeon
Übersetzung: Jeannette Bauroth
280 Seiten

Vielen lieben Dank für das Rezensionsexemplar

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