[Rezension] Die Blumen des Bösen - Aku no Hana 1

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Takao ist ein Bücherwurm – unauffällig, introvertiert und die Nase immer zwischen den Seiten eines Romans versteckt. Doch stille Wasser sind tief: Ohne jede Hoffnung darauf, dass sein heimlicher Schwarm Nanako jemals seine Gefühle erwidern wird, begeht Takao eines Tages eine impulsive Tat: er stiehlt Nanakos getragene Sportkleidung – doch er wird dabei beobachtet. Nun, da seine Klassenkameradin Sawa Takaos Geheimnis kennt, erpresst sie ihn: Entweder, er geht einen Vertrag mit ihr ein, dessen Konditionen er selbst nicht versteht – oder alle erfahren, was er getan hat.

Die Blumen des Bösen erblühen. Und wie bei Charles Baudelaire liegen Lust und Grausamkeit nah beieinander …

Der Klassiker erstmals auf Deutsch - abgeschlossen in 5 Bänden!

Band 1 enthält die Bände 1-3 der japanischen Originalausgabe.

Nicht jede Geschichte kann einem gefallen und über manche Themen kann man sicherlich streiten. Dann gibt es wiederum Dinge, die für mich einfach nicht okay sind, jedenfalls, wenn diese nicht richtig umgesetzt werden. Manche Themen muss man sensibler angehen, mehr reflektieren, was man tut und was man damit rüberbringen will. Man sollte aber auch etwas realistisch sein, mit dem, was manche Handlung bei anderen hinterlässt. 

Die Blumen des Bösen hat durchaus auch Szenen, die gar nicht soo schlecht sind, teilweise gab es auch gute Stellen, wenn auch der Manga insgesamt nichts für mich war. Aber fangen wir von vorn an. Zum einen finde ich die Charaktere tatsächlich recht schwach, sie sind alle (mit Ausnahme von Sawa) blass, haben nicht wirklich Tiefe und nicht besonders viel hinter der Fassade. Sawa wiederum ist absolut gemein, mies, sie ist auf den Punkt gebracht gewalttätig gegenüber Takao. Auf allen Ebenen. 
Ich weiß nicht, was es über den Manga aussagt, dass sie demnach der Charakter ist, der als einziger Fragen aufwirft, die Geschichte voran treibt und das Interesse zumindest teilweise aufrecht erhält. Denn sie ist absolut kein Sympathieträger und zeigt bisher keinerlei positive Eigenschaft. Wenn da mal der Anflug von auftaucht, wird er durch ihre nächste miese Handlung zunichte gemacht. Hier wird "komisch" oder anders sein, quasi mit gewalttätig auf psychischer und physischer Ebene verglichen. Dazu wird dann noch das Wort Pervers sehr gern genutzt und gleich mit auf die ebene des Andersseins gesetzt, ob nun gewollt oder nicht gewollt. Es kommt so rüber, als wären die, die als anders gelten, automatisch auch pervers. Und überhaupt sei es ja auch okay so. Versteht mich nicht falsch, anders sein ist gut, richtig und normal - ich falle selbst in die Kategorie, wenn man andere fragt. Aber diese Verbindungen, die hier damit gezogen werden, die gefallen mir nicht und sie werfen gefühlt irgendwie schon ein schlechtes Licht auf alle, die als anders gelten.  

Sollte rüber kommen sollen, dass es okay ist anders zu sein, dann ist das hier jedenfalls grandios gescheitert. Es ist eher ein abschreckendes Beispiel, auch wenn Sawa Momente hat, wo sie interessanter ist. Das täuscht nur nicht über all das Schlechte hinweg. Man vermutet jedoch durchgehend, dass ihre Vergangenheit nicht leicht und vielleicht sogar ziemlich dunkel sein könnte. Ohne Grund wird ein Kind nämlich nicht so. Ich hätte mir tatsächlich gewünscht, dass man ein bisschen mehr Einblick in Sawa als Charakter bekommt, um ihr Handeln vielleicht etwas besser verstehen zu können. Ich kann mir zwar meinen Teil ausdenken, aber ich will sie auch nicht ohne Grund zu einer Figur machen, die aus der Opferrolle in eine Täterrolle gerät. Denn das weiß man hier nicht. Man bekommt null Wissen zu ihr und sieht nur ihr schlechtes Verhalten.
Das soll alles gar nicht so negativ klingen, aber als einzige präsentere Figur, die Eindruck hinterlässt, eine zu haben, die absolut kein Sympathieträger ist, die übergriffig wird, die ein Nein absolut übergeht und weiter macht, obwohl die andere Person es nicht will, das deutlich kommuniziert. Mehrfach - das geht für mich einfach gar nicht. Vor allem weil ihre Taten gleichzeitig wieder so harmlos abgetan oder dargestellt werden - so sieht es für mich aus, so fühlt es sich an. Und Takao, der das Opfer dessen ist, der scheint das einfach so wegzustecken, als wäre es nichts weiter. Klar, er hat Stress und alles, aber im Verhältnis passt es eben auch nur an manchen Stellen, nicht an allen. Und genau das ist das, was für mich absolut unrealistisch ist. Es vermittelt ein falsches Bild und wirkt so eher wie eine Fantasie, die der Autor gern in Rolle des Takao ausleben würde. Dieser kommt mehrfach in Situationen, in der Sawa Dinge tut, die man nicht einfach so wegsteckt. Die Spuren hinterlassen. Wenn man dann das Ende des Bandes dazu betrachtet, passt sein Verhalten ihr gegenüber schlussendlich gar nicht mehr. 

Ich weiß einfach nicht, was ich hierzu sagen soll, aber es dürfte nicht jeder mit der Story klar kommen, vor allem wenn man mit Abschnitten, die sexualisierte Gewalt beinhalten nicht zurecht kommt. Denn davon wurde ich hier überrascht. Sicher würde es nicht jeder so nennen, einige würden sicher sagen, dass da ja noch nichts weiter passiert ist, aber es ist eben doch schon auf dieser Ebene. Es ist schlimm. Und es wird meines Erachtens verharmlost. Es kommt nicht rüber, als wäre es schlimm, was passiert, oder als würde das etwas mit Takao machen. Es wirkt sogar so nach; "Hey wir sind eben anders, da ist das okay". Aber... nein. Das ist nie okay. Gleichzeitig kommt die Message, die der Mangaka rüberbringen will, durch die Story selbst gar nicht raus. Man weiß eigentlich nur, was er erreichen will, weil zwischendurch ein paar Notizen von ihm zu finden sind. (Die tatsächlich durchaus interessant sind, denn viele Kulissen sind aus dessen Heimatstadt!). Aber es kommt eben leider, für mich, nicht raus, was er zu sagen versucht. Es ist eher etwas verwirrend und schräg. Schräg bezeichnet es glaube ich sehr gut. 

Schlussendlich habe ich wohl einfach etwas anderes erwartet. Ich hatte mir den Manga etwas anders vorgestellt, hatte andere Handlungsstränge erwartet und wurde so eben doch etwas enttäuscht, oder abgeschreckt. Ich weiß es auch nicht ganz zu benennen. Es war jetzt kein völlig furchtbarer Manga, aber eben auch nichts, was ich empfehlen würde. Da es ein Sammelband ist, hat man hier aber immerhin direkt drei Bände der Reihe zu lesen. Ich persönlich hätte tatsächlich lieber einzelne Bände rausgebracht, kann aber nachvollziehen, wieso es ein 3in1 Buch wurde - vor allem da ich nach Band 1 im Normalfall gar nicht mehr weitergelesen hätte. Band 2 konnte mit dem Ende dagegen doch etwas mehr dazu animieren, und auch Band 3, und damit das Ende des Sammelbandes, endet sehr offen, sodass man eigentlich schon gern wüsste, wie es weitergeht. Am Ende muss jeder für sich entscheiden, wie einem diese Story gefällt und ob man nun dran bleibt oder nicht. 
 
Autor: Shuzo Oshimi
Übersetzung: Martin Gericke
592 Seiten

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