[REZENSION] Eigentlich ist gar nichts passiert

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Klappentext


Alle waren in der Aula bei der Weihnachtsfeier. Doch Rollo, Candy und Brig, hatten sich aus dem Staub gemacht und das leere Schulgebäude durchstreift. Dabei hatten sie Valerie ganz allein am Fenster stehen sehen. Valerie, die niemanden an sich heranließ und sich immer überlegen gab. Dann hatte es eine kleine Rangelei gegeben und irgendwie waren ihnen auch die Hände unter Valeries Wäsche geraten ... Aber eigentlich war doch gar nichts passiert.

Meinung

Das Buch..
Es ist unglaublich. Zwar mochte ich den Schreibstil am Anfang nicht so sehr, aber das war irgendwann völlig egal, denn man konnte es trotzdem sehr gut lesen. Ich war direkt in der Geschichte drin, konnte dem Erzählten folgen, mich in die Geschichte reinversetzen. Es ist ein wirklich gutes Buch, aber das Ende bringt mich um. Es ist so.. offen. Es lässt mich dastehen und mich fragen, "Wie? Das war's? Jetzt ist es zu Ende? Wo sind verdammt noch mal die fehlenden Seiten?!" Ich will nicht, dass das Buch jetzt schon zu Ende ist. Ich will wissen, wie es weitergeht. Ich will ein Ende, was sich für mich auch wie ein Ende von einem Buch anfühlt.
Andererseits passt das Ende so natürlich auch sehr gut, das Leben ist nunmal so, und man kann sich den Rest ja auch selber ausmalen. Trotzdem ist es eine so blöde Stelle, dass es mich regelrecht frustriert - denn das Buch ist gut. Ich mochte das Buch.
Und ich habe so unglaublich viel dazu im Kopf.

Nun will ich aber einiges zu den Charakteren los werden.
Die drei Jungs: Einer der drei, Brig, ist absolut ekelhaft, ich kann ihn nicht ausstehen. Er ist der Typ, den man einfach absolut nicht leiden kann. Ein weiterer der Gruppe, Candy, ist zwar auch eher fragwürdig und geht stark in die Richtung des anderen, aber an einer Stelle hat er definitiv einen Pluspunkt gesammelt, indem er mal den Mund aufmachte, ansonsten ist er genau so ein Ekel wie Brig. Bei diesen Jungs kann man wirklich das Brechen kriegen. Nicht nur von dem, was sie mit Valerie gemacht haben, ihr gesamtes Verhalten widert mich an. Ich kann sie absolut nicht ausstehen. Da fragt man sich, wieso liest man denn ein Buch, mit Charakteren, die man nicht mag?
Ganz einfach, es ist ein wichtiges Thema und es geht hier nicht nur um die Charaktere, und ob man sie mag oder nicht.
Kommen wir zum dritten Jungen, der meiner Meinung nach auch der Protagonist ist, und der die Geschichte einleitet. Rollo. Ich frage mich wirklich was er an seinen Freunden finden kann..

Als erstes liest man, wie er seine Geschichte auf Kassette aufnimmt, bevor das Buch, weiter in der Vergangenheit beginnt.
Rollo ist an sich aber eigentlich gar nicht so schlimm, wie seine beiden Freunde. Vielleicht hätte er sich andere suchen sollen, anstatt ausgerechnet diese beiden. Ohne die beiden Idioten wäre er anständig und ein netter Kerl.
Das Problem mit Rollo ist, dass er einfach nicht selbst denken will. Er ist nicht dumm, aber er will sich niemals äußern. Er überlässt anderen das Reden, hält sich hinten und überlässt auch jede Entscheidung anderen. Fragt man ihn nach seiner Meinung, ist es grundsätzlich egal. Er will Frieden zwischen den Menschen um sich herum, er will keine Streiterein, macht einen Sport den er gar nicht mag. Aber er kriegt einfach nicht den Mund auf, wenn er was sagen sollte und er weigert sich selbst Entscheidungen zu treffen, weil ihm das schwer fällt und er sich nicht "auf eine Seite" schlagen will. Er will sich einfach raushalten. Dabei ist er in diesem Buch mittendrin, denn die Situation mit Valerie spitzt sich zu. Und er verhält sich einfach zu oft so wie seine Freunde.

Bei Candy wusste ich nie genau, ob er wirklich so wie Brig denkt oder nur "mitläuft", bei Rollo dagegen ist es ganz klar, dass er ein Mitläufer ist und alles macht, was die anderen beiden tun, sich auch mal hinreißen, oder von ihnen anstecken lässt, ohne wirklich anzufangen darüber nachzudenken was er tut. Ohne die Gesellschaft der beiden anderen, würde er viel weniger Mist machen. Denn auch wenn er mitgemacht hat, er ist der Einzige der drei Jugen, den es nicht mehr los lässt, den es beschäftigt, der es nicht aus dem Kopf bekommt, der weiß, dass es falsch war.
Rollo macht hier allerdings schließlich noch eine gute Entwicklung durch, er lernt aus dem Vorfall und er wächst tatsächlich auch in irgendeiner Art daran. Es ist so schade, dass erst so etwas passieren musste um ihn aufzuwecken und dazu zu bringen nachzudenken.
Denn auch Valerie wird es nicht los lassen, sie hat es schließlich erwischt, sie wurde zum Ziel.
Klar, sie hat ein paar Dinge getan, die Brig gegen sie aufgebracht hat, im Grunde ist das aber völlig egal, denn niemand hat ein Recht dazu, sie so zu behandeln. Niemand! Man darf niemanden gegen seinen willen Anfassen. Niemals.

Der Schulleiter macht mir da übrigens auch noch zu schaffen.
Er ist eine einzige Katastrophe und handelt völlig falsch. Mehr sage ich an dieser Stelle nicht, denn ich will nicht zu viel verraten.

Kurz und Knapp

Es ist einfach unfassbar, was manche Menschen sich herausnehmen und es ist schlimm, was passiert ist. Viele würden es runterspielen, es ist ja "nichts passiert" und "sie wurde ja nur angefasst, es ist ja nicht so als ob..." aber das ist Schlimm. Man macht es nicht, es ist sogar gegen das Gesetz, man hat niemanden ungebeten zu begrapschen und fertig. Jeder Mensch hat einen Bereich, ab dem es nicht mehr okay ist, ab dem man einem zu nahe tritt und man hat sich angemessen zu verhalten. Menschen sind nicht einfach irgendwelche Dinge die man sich nehmen kann wenn man will.
Valerie wird in diesem Buch von drei Jungen bedrängt und ich kann das Gefühl der Angst sehr gut nachvollziehen. Ich kenne dieses Gefühl, wenn man eingekreist ist, wenn man sich nicht wehren kann und Hilflos dabei ist, denn ob man nun ein Junge oder ein Mädchen ist, es kann jeden treffen.

Dieses Buch ist ein wirklich gutes Buch, und das, obwohl ich anfangs nicht mochte wie es geschrieben ist, obwohl ich zwei der drei Jungen einfach nur ekelhaft finde und nicht ausstehen kann. Obwohl auch der dritte, der eigentliche Protagonist mir genau so unsympathisch war, bis er begann sich langsam zu entwickeln. Er ist der einzige der sich wirklich ändert, den die Ereignisse ändern, neben Valerie - die es natürlich sowieso verändert.
Es zeigt aber auch auf, dass man gern mal denkt, dass es einen selbst nicht treffen kann.
Mir hat das Buch gefallen - aber das Ende frustriert mich einfach nur - wo sind nur die fehlenden Seiten!?

An dieser Stelle höre ich auf, sonst würde ich vermutlich einen Roman zum Roman schreiben.


Daten zum Buch

Autor: Norma Mazer
Verlag: Carlsen
192 Seiten

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